Jedes Jahr leiden Millionen Menschen weltweit an Schmerzen im Rücken und/oder Nacken. Zwar bessert sich der Zustand bei den meisten wieder, aber bei sehr vielen kommt es zu chronischen Schmerzen.

Diese Schmerzen haben häufig mehrfache Ursachen; die häufigste Ursache sind Schmerzen der Gelenke, die die Wirbelsäule verbinden und stabilisieren. Sie heißen Facettengelenke.

Woher weiß ich, dass ich möglicherweise Schmerzen der Facettengelenke oder im Kreuz-Darmbeingelenk (ISG) habe?

Schmerzen dieser Gelenke werden häufig als Rücken- oder Nackenschmerzen beschrieben, die sich verschlimmern, wenn man sich zurückbeugt oder dreht. Der Schmerz kann dumpf oder stechend sein, dauernd oder pulsierend auftreten und mit Muskelkrämpfen einhergehen. Die betroffenen Gelenke können berührungsschmerzhaft sein. Der Schmerz kann in Arme oder Beine ausstrahlen. Im oberen Nackenbereich können Sie Schmerzen der Facettengelenke zu Kopfschmerzen führen. Im mittleren Rücken können die Schmerzen bis nach vorn in den Brustkorb oder den Unterbauch ziehen. In der Lendenwirbelsäule können sich die Schmerzen in Hüften oder Gesäß ausbreiten (ISG-Gelenke).

Was ist eine Denervierung?

Bei der Denervierung (auch Neurotomie, Neurolyse oder Verödung genannt) werden Nerven, die von der Wirbelsäule ausgehende Schmerzsignale transportieren, mittels Hochfrequenzenergie vorübergehend unterbrochen oder zerstört. Diese Nerven werden als mediale Zweige bezeichnet. Jedes Gelenk erhält Signale von einem medialen Zweig, der von zwei verschiedenen Ebenen ausgeht. Vor der Denervierung wird ein kurzzeitig wirkendes Betäubungsmittel in den Bereich dieser Nerven injiziert (Medialzweigblockade). Dadurch soll festgelegt werden, ob eine kurzzeitige Schmerzlinderung erreicht wird. Wenn es bei Ihnen zu einer bedeutenden kurzzeitigen Schmerzlinderung kommt, ist bei Ihnen eventuelle eine Denervierung möglich, sobald Ihr Schmerz wieder in der typischen Stärke auftritt.

Wie läuft eine typische Denervierung ab?

Die Denervierung wird ambulant durchgeführt an Facetten- oder ISG-Gelenke und dauert im Normalfall ca. eine Stunde. Ihr Arzt erklärt Ihnen, welche prä-operativen Maßnahmen Sie zu befolgen haben, und empfiehlt Ihnen, sich von jemandem nach Hause fahren zu lassen. Sie sollten Ihren Arzt außerdem nach Ihrer täglichen Medikamenteneinnahme fragen.

Während des Eingriffs können Ihre Atmung, Ihr Herzrhythmus und Ihr Blutdruck überwacht werden. Bei den meisten Eingriffen liegen Sie auf dem Bauch, bei Eingriffen am Nacken eventuelle auf der Seite. Ihre Haut wird dann mit einer antiseptischen Lösung desinfiziert und anschließend örtlich betäubt. Während des Eingriffs unter Ultraschallkontrolle wird eine kleine Hochfrequenznadel in ähnlicher Weise und an ähnlicher Stelle wie bei der Medialzweigblockade gesetzt. Es werden sensorische und motorische Stimulationstests durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Nadel in die Nähe der medialen Zweige und nicht ungewollt in die Nähe anderer Nerven gesetzt wird. Während der sensorischen Stimulation spüren Sie ein leichtes Kribbel, vielleicht teilweise wieder Ihren typischen Schmerz.

Wenn Sie Schmerzen empfinden, die anders als Ihre normalen Schmerzen sind oder in Armen und Beinen auftreten, müssen Sie den behandelnden Arzt informieren, damit die Nadel neu gesetzt werden kann. Während der motorischen Stimulation fühlen Sie ein harmloses Pochen in den paraspinalen Muskeln. Falls es in einer Extremität zu Muskelzuckungen kommt, wird die Nadel neu gesetzt.

Die können Ihren Arzt oder Ihre Ärztin fragen, welche Methode für Ihren Eingriff angewendet wird und welche Vor- und Nachteile die jeweilige Methode hat. Sie sind während des Teils des Eingriffs, bei dem die Denervierung durchgeführt wird, wach und bei vollem Bewusstsein und können den Arzt daher alarmieren, wenn Symptome in den Armen oder Beinen auftreten. Vermutlich werden Sie während dieses Teils des Eingriffs aber nur einen geringen oder gar keinen Schmerz verspüren.

Wie sieht meine Erholungsphase aus?

Sie erholen sich nach dem Eingriff ca. eine Stunde. Das tief injizierte Lokalanästhetikum kann eine vorübergehende Schwäche oder Taubheit eines Arms oder Beins hervorrufen. Sie sollten nach dem Eingriff 24 Stunden nicht Auto fahren und keine schweren Maschinen bedienen. Nach ca. 1 bis 3 Wochen sehen Sie den vollen Effekt.

Die Denervierung hat eine zeitlich begrenzte Wirkung. Die kleinen Nerven können mit der Zeit erneut wachsen, aber im Allgemeinen kommt es bei den Patienten zu längerer Schmerzlinderung (nicht selten 1 bis 2 Jahre oder länger). Während der Zeitspanne der Schmerzlinderung kann eine Physiotherapie begonnen werden, um die betroffenen Facettengelenke zu stärken. Falls wieder ähnliche Schmerzen auftreten, kann der Eingriff wiederholt werden.

Wie wird Facettengelenks- oder ISG-Schmerz diagnostiziert?

Die Diagnose des Facettengelenksschmerzes (Facettensyndrom) wird von einem Facharzt gestellt. Der Arzt erfragt Ihre Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch. Diese kann darauf hindeuten, dass Sie an Schmerzen der Facettengelenke leiden. Zur Sicherung der Diagnose sollte dieser Facharzt dann eine Reihe von Röntgenuntersuchungen, eine Computertomographie oder eine Kernspintomographie (MR) der Wirbelsäule anordnen. Unsere Spezialisten setzen kleine Nadeln in ausgewählte Bereiche und injizieren ein kurzzeitig wirkendes Betäubungsmittel und manchmal ein Steroid mit Langzeitwirkung. Gelegentlich kommt es bei dem Patienten zu einer dauerhaften Schmerzlinderung. Tritt jedoch nur kurzzeitig eine Schmerzlinderung ein, ist bei Ihnen möglicherweise eine länger wirkende Therapie ohne Medikamente, wie Denervierungsbehandlung erforderlich.